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Wir freuen uns, Ihnen dieser Stelle in regelmäßigen Abständen Blog-Beiträge von unserer Gastautorin Andrea Heistinger zu präsentieren. Sie ist eine von uns sehr geschätzte Expertin für biologischen Gartenbau und Organisationsentwicklung und wird Sie an ihrem reichhaltigen Wissen und ihrem Erfahrungsschatz rund um das Thema ökologischer Gartenbau teilhaben lassen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
Genauso wichtig wie die Frage, was wir aus unserem Garten machen, ist die Frage, was unser Garten aus uns macht. Denn wir können so viel durch das biologische Gärtnern für viele andere Lebensbereiche lernen. Der Garten und die Tätigkeit des biologischen Gärtnerns schafft hilfreiche Metaphern für stärkende und regenerierende Prozesse - für einzelne Menschen, für Teams, ganze Unternehmen und Organisation.
Ein Garten ist zugleich Schutzraum und Nährraum. Was den Pflanzen Wachstum und Entwicklung – und aus der Perspektive des Gärtners oder der Gärtnerin Ertrag und Ernte ermöglicht – sind der Schutz eines Zaunes vor Wind und/oder Wildtieren und das Schaffen eines tiefgründigen, humusreichen und damit gut durchwurzelbaren Bodens.
=> Übersetzt auf Organisationen & Leadership bedeutet dies:
Führung heißt, Menschen ein Umfeld zu schaffen, das ihnen persönliches Wachstum UND der Organisation ertragreiche Arbeitsleistung ihrer Mitarbeiter*innen ermöglicht.
Der wichtigste Wuchsraum für Pflanzen ist zunächst der Raum unter der Erde – der Raum, der für uns Menschen eigentlich unsichtbar ist. Hier findet etwas statt, das zugleich wunderbar wie praktisch ist: Pflanzen können in einem belebten Boden viele Nährstoffe aktiv mobilisieren. Anders als die Pflanze seit Beginn der Düngemittelforschung im 19. Jahrhundert verstanden wurde – nämlich als passives Wesen, das von Menschenhand mit künstlichen Düngern versorgt werden muss – versteht die junge Forschung der Bio-Kommunikation die Pflanze als aktives Lebewesen, das bei passenden Verhältnissen zur Selbststeuerung befähigt ist. Denn Pflanzen können durch die Abgabe von Wurzelexsudaten in enger Kooperation mit Pilzen und Bakterien Nährstoffe wie Phosphor und Kalium aus dem Mutterboden lösen. Und zwar genau dann, wenn sie diese Nährstoffe brauchen. „Ein guter Gärtner ist ein wurzelkundiger Mensch“, nenne ich das.
=> Übersetzt auf die Teams, Leadership und Teamentwicklung:
Menschen brauchen ein Umfeld (einen Garten), das ihnen echtes Zusammenarbeiten durchaus auch im Sinne eines Zusammenwachsens als Team ermöglicht, sie zum eigenverantwortlichen Handeln anregt und das die Pflege von Beziehungen untereinander ermöglicht und fördert. Und: Die Produkte oder Dienstleistungen einer Firma sind die weithin sichtbaren Früchte und Blüten, die überirdisch wachsen. Unterirdisch – und von außen nicht immer sichtbar – bewirkt tief verwurzeltes Teamwork, dass diese Früchte und Blüten ertragreich für das Unternehmen sind.
Pflanzen wachsen sowohl schnell als auch langsam. Die Wachstums- und Entwicklungsprozesse von Kulturpflanzen bringen – unter der Obhut des gärtnernden Menschen – Beschleunigung, Entschleunigung und Innehalten in Rhythmus und Einklang. Keimen, Lostreiben, Blühen und Reifen. Das sind die vier Entwicklungsphasen im Leben einer Pflanze. Welche Bedingungen braucht es im Leben einer Pflanze jeweils, um eine Phase zu starten und zur vollen Geltung zu bringen?
Damit ein Samenkorn keimen kann, braucht es im Wesentlichen drei Keimfaktoren: Wärme, Feuchtigkeit und für die meisten Kulturpflanzen: Dunkelheit. Dann keimt aus einem Samenkorn zunächst die Keimwurzel – Richtung Erdmittelpunkt - und dann das Keimblatt – Richtung Licht. Solange sich die nun keimende Pflanze nicht selbst mit Nährstoffen versorgen kann, versorgen die im Nährgewebe des Samenkorns eingelagerten Nährstoffe den Sämling mit allem, was er für das Keimen benötigt.
=> Fragen für Menschen & Organisationen:
• Was sind in Ihrem Unternehmen die Bedingungen, unter denen Innovation und Neues keimen kann?
• Ist die Analogie mit dem Samenkorn – dass Innovationen zunächst im Dunkeln, also für die meisten unbemerkt – keimen, für Ihr Unternehmen auch passend?
• Im Generationenwechsel: Was an Erfahrung, Wissen, Ressourcen braucht die junge Generation, damit sie gut weiterwachsen kann?
Nun beginnt die Phase des kräftigen Wachstums, des üppigen Wucherns – bei den Kulturpflanzen – des Bildens von essbarer Pflanzenmasse, die wir Gemüse nennen. Damit dies gelingt, benötigt die Pflanze Licht. Diese Energie wandelt sie in Pflanzenmasse um. Ebenso Wärme – die ihr Wachstum beschleunigt. Drittens Feuchtigkeit in Form von Wasser. Dieses nimmt die Pflanze über die Feinwurzeln auf. Und Voraussetzung für all dies ist: genügend Wuchsraum für die Pflanze
=> Fragen für Menschen & Organisationen:
• Welche Bedingungen brauchen Sie an Ihrem Arbeitsplatz, damit Sie Ihr Potential ein Stück mehr entfalten können?
• Wenn Sie Führungskraft sind: Wie können Sie die Potential-Entfaltung Ihrer MitarbeiterInnen fördern? Wo brauchen Sie eigenen Wuchsraum und wo brauchen Ihre MitarbeiterInnen ein “Ranksystem “in Form von gezielter Förderung - und was ist die passende Form dafür: Mentoring, Coaching oder konkrete Anleitung und wenn ja durch wen?
Eine Pflanze geht in Blüte: Bei all den Blumen eines Gartens ist dies der – weithin sichtbare – Sinn & Zweck des Anbaus in unseren Gärten. Aus der Perspektive der Pflanze sorgt die Blüte für das generative Fortbestehen ihrer Art: Ihre männlichen Blütenorgane – die Staubgefäße – locken Insekten und andere Tiere herbei, die für ihre Bestäubung sorgen (und sich bei dieser Bestäubung mit Nahrung versorgen). Wir Menschen nennen dies Symbiose. Wesentliche Wachstumsfaktoren für die Blüte sind bei manchen Pflanzen die Tageslängen. Immer jedoch ist wesentlich, dass die Pflanze nun mit anderen Nährstoffen versorgt wird, als in der Phase des üppigen vegetativen Lostreibens.
=> Fragen für Menschen & Organisationen:
• Was waren die Momente in meinem Berufsleben, in denen ich das Gefühl hatte, voll erblühen zu können?
• Was ist für mich eine „blühende Organisation“ – an welchen Merkmalen erkenne ich diese? Welche Unternehmen und Organisationen fallen mir dazu ein?
An einer Mutterpflanze reifen hunderte Samenkörner: Aus einem werden unzählige. Damit die Samenausreife gut gelingt, braucht es nun Wärme und Trockenheit. Und einen Gärtner oder eine Gärtnerin, der/die die Samen rechtzeitig erntet und in Sicherheit bringt. Oder die Pflanzen bewusst der Selbstaussaat überlässt, wie dies in der Kulturtechnik des Blackbox-Gardenings gezielt genutzt wird. Dann suchen sich die Arten, die man im Garten angebaut hat, im nächsten Jahr selbst und in Wechselwirkung mit den anderen Pflanzen einen für sie passenden Wuchsraum.
=> Fragen für Organisationen:
• Wie sichern wir am Ende von Projekten, dass die Erfahrungen in unserer Organisation gut weitergegeben und damit auch in Zukunft zugänglich sind und im “Evolutionsstrom” des Unternehmens für viele gut wahrnehmbar sind?
• Haben wir Prozesse und Rituale des Abschließens, Innehaltens und Feierns in unserem Unternehmen, wenn ein Produkt fertig entwickelt ist?
• Im Generationenwechsel: Was an Erfahrung, Wissen, Ressourcen möchte die abgebende Generation der nächsten weitergeben?
Hat dieser Artikel eine Saat in Ihnen gelegt? Eine konkrete Umsetzung inspiriert? Oder suchen Sie jemand, der Sie bei Teambuilding-Prozessen begleitet? Ich arbeite mit einem Team an Kollegen und Kolleginnen aus Österreich und Deutschland zusammen, die Sie gerne bei der Regeneration Ihres Teams begleiten.
Andrea Heistinger
Mail: autorin@andrea-heistinger.at
Website: www.andres-heistinger.at
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